Maya Angelou: Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt

Angelou erzählt ihre Kindheit. Ihr älterer Bruder und sie wachsen teilweise bei ihrer Großmutter, teilweise bei ihrer Mutter auf. Die Großmutter besitzt einen Gemischtwarenladen unmittelbar an einer Baumwollplantage gelegen, wo die Farmarbeiter jeden Morgen einkaufen. Die Kinder erfahren so zum einen eine gewisse materielle Sicherheit in diesen Zeiten der Großen Depression, zum anderen spielt sich natürlich viel Leben dieser Gemeinde im Laden ab. Die Mutter hat die Kinder gerade wieder zu sich geholt, als ihr Freund die achtjährige Maya vergewaltigt. Der Mann wird später getötet aufgefunden. Maya verstummt und es wird Jahre dauern, bis eine Lehrerin sie schließlich mit einem Satz wieder zum Sprechen bringt: „Du liebst die Poesie nicht“ sagt sie zu ihr. „Du wirst sie nie lieben, bis du sie sprichst. Bis sie über deine Zunge durch deine Zähne über deine Lippen kommt, wirst du die Poesie nie lieben.“
Ich habe dieses Buch als Jugendliche gelesen und es hat mich nachhaltig beindruckt. Es hat mich aufgeklärt über die Realität eines schwarzen Mädchens in den USA der 1930er Jahre. Es hat mich mit seiner Sprache beeindruckt, die LeserIn so klar und frisch in Verstand fährt, dass man sofort und ohne Widerstand in der Ich-Perspektive dieser Autobiographie aufgeht - heute genauso wie damals!
Dieses Buch ist unbedingt Schullektüre. Es ist unbedingt Lektüre für alle – für Sie und für die jungen Erwachsenen, die sie kennen. Angelou war eine starke große Frau und Künstlerin, Malcolm X, King und Baldwin durften sie eine Freundin nennen.
Wer hat wohl so viel Angst vor dem Werk einer solchen Frau, um dieses Buch (angeblich ob der Vergewaltigungsszene?) auf den Index zu setzen? Das wird die amerikanische Nation bestimmt retten! (AB)

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